Vliese

Moderator: Sternenquilter

Vliese

Beitragvon Sternenquilter » Mo 9. Apr 2018, 11:43

Vlies - welches VLIES für welchen Quilt?

Da scheiden sich die Geister, wie bei Allem ;-) ich bevorzuge Naturmaterialien: Baumwolle, Wolle, Seide, Bambus. Aber auch Polyester hat seine Vorteile: es trocknet schnell. Also unverzichtbar für einen Babyquilt, wenn kein Trockner vorhanden ist. Ich war selbst mit Trockner dankbar für die Polyfüllung bei meinem ersten Spuck-Kind!

Es gibt ungenadelte und genadelte Vliese. Ganz grob gesagt: Bei ungenadelten Vliesen werden häufig Harze zum Verkleben der Fasern verwendet, oder thermische Verfahren. Genadelte Vliese muss man sich ungefähr vorstellen wie Filz - natürlich nicht hart und dicht, sondern die Fasern werden mechanisch miteinander verbunden und tendieren dann nicht zum Kriechen. Genadelte Vliese erkennt man an den kleinen Löchern im Vlies.

Ich mag Baumwolle, weil sie sich während des Quiltens so gut wie nicht verschiebt, die Fasern nicht kriechen, das Vlies sehr haltbar ist. Ich habe einen Wholecloth damit gequiltet (Quilters Dream Cotton Request) und schon viele andere Quilts. Ausgezeichnet zum Hand- und Maschinenquilten.

Ich mag Wolle, weil sie schön kuschelig, federleicht und warm ist, dennoch temperaturausgleichend. Einziger Nachteil: Wolle tendiert, wenn es kein genadeltes Vlies ist, zum Kriechen, d.h. die Fasern können bei bestimmten Stoff-Kombis rauskriechen, z.B. bei lose gewebten Karostoffen, Damast, Bettwäsche/-laken, und lose gewebter Baumwolle; oder bei Quilts in English Paper Piecing Quilts bzw. bei anderen Quilts, wo die NZG auseinander gebügelt wurde. Wunderbar zum Handquilten, aber auch zum Maschinenquilten.

Ich mag Seide, weil sie wunderbar leicht ist und tolle Sommerquilts daraus werden, auch das Seidenvlies Tuscany Silk von Hobbs verschiebt sich nicht. Prima zum Hand- und Maschinenquilten!

Ich mag Bambus, weil auch das leicht, temperaturausgleichend und kuschelig ist. Sehr gut zum Hand- und Maschinenquilten!

Polyester: muss ich nicht mögen, aber wie oben schon geschrieben, für Babyquilts oder auch für Bettquilts, die nur als Tagesdecke dienen. Entweder schwitze ich unter Quilts mit Polyvliesen, oder sie wärmen nicht, wenn das Vlies ein ungenadeltes ist (wie z.B. Freudenberg 630/640/249/281/295 usw.). Ungenadeltes Polyestervliese rutschen gerne, da muss man sehr eng heften, damit sich die 3 Lagen nicht verschieben. Polyestervliese, die ich, wenn ich sie verwende, gerne verwende, sind Dream Puff (fluffig, ergibt einen schönen Quilteffekt fast wie Trapunto) oder Dream Polyester, das ist ein genadeltes Vlies.

Hier noch eine Zusammenfassung, für welche Quilts ich welche Vliese nehmen würde:

- Babyquilts: Polyester, aber auch alle anderen Vliese, außer Wolle, wg. eventueller Allergien
- Wandquilts: Baumwolle, am liebsten war mir immer Freudenberg Cotton 275, das gibt es nicht mehr, aber Warm & Natural ist so ziemlich gleich wie das 275er. Sonst Cotton Mix. Polyestervliese nur genadelte, die halten einfach die Form besser.
- Bettquilts: Alles außer Polyester (meine persönliche Eigenheit ;-) )
- Tischsets, Untersetzer, Tischläufer: Schabrackenvlies, z.B. von dick nach dünn: S13 für Sets, M12 für Tischläufer, L11 für Untersetzer und MugRugs (Tassenteppiche).
- Taschen (das ist ein weites Feld, Luise!): hier kommt es auf die Größe und den Verwendungszweck an, soll die Tasche von alleine stehen (dann z.B. Style-Vil oder Soft & Stable o.ä.), muss man ein kleines Täschchen wenden oder nicht (zum wenden darf es nicht zu dick sein, also lieber H630 oder Thermolam), brauchen Innentaschen nur etwas Stabilität (G700) oder sollen sie richtig stabil sein (S320 oder S520). Das falsche Vlies in der Tasche kann das Ergebnis ziemlich verpfuschen! Ich habe mal eine grooooße Jeanstasche genäht und mit Thermolam gequiltet. Die sackt in sich zusammen wie ein Baumwoll-Einkaufsbeutel. Da hätte ich mal lieber Style-Vil oder sowas nehmen sollen.
Liebe Grüße,
Susanne (Listmom)
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Re: Vliese

Beitragvon Quiltbiene » Mo 9. Apr 2018, 13:29

Liebe Susanne, vielen Dank für diesen ausführlichen Materialkundebericht.
Ich selbst bin da wohl schon auf "Linie" gebracht :tränenlach , ganz ehrlich, ich benutze schon seit Jahren die Vliese, die Susanne in ihrem Shop führt, ich habe immer
auf "die Muddi gehört" und es nie bereut. In meinen Quilts sind die neuseeländischen Wollvliese und alle Familienmitglieder lieben es, unter diesen Decken zu schlafen.
Im Sommer kein Schwitzen, im Winter kuschelig warm - Herz was willst Du mehr.
Was mich noch interessieren würde, wäre eine Erfahrung mit Bambus als Vlies. :weissnix Ich liebe z.B. Bambushandtücher, sie sind einfach toll in der Benutzung - finde ich.
Für mich -persönlich- war ein zu meinen Nähanfängen vernähtes Polyestervlies mal die Enttäuschung schlechthin, würde ich nicht mehr verarbeiten. Das ist 20 Jahre her...
Vor Jahren hatte ich auch mal einen zu verschenkenden Quilt aus purer Faulheit :rotwerd mit einer Vliesdecke als Rückseite und gleichzeitig Futter sozusagen...gearbeitet.
Erstaunlich, wie gut sich dieser Quilt über die Jahre gehalten hat, er wird täglich benutzt und geliebt. Aber trotzdem mein persönlicher Favorit bleibt das Schäfchenvlies :beifall
Viele liebe Grüße
Sabine (alias Quiltbiene) :bumblebee
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Re: Vliese - VliesRESTE

Beitragvon Sternenquilter » Do 3. Mai 2018, 07:22

Vliesreste

Zuerst einmal bewahre ich Vliesreste in der entsprechenden Verpackung auf. Die Tüte drehe ich um, dann weiß ich schon mal, das das Vlies schon angefangen ist. Und ich lege einen Zettel rein mit den Maßen. Wenn ich z.B. eine Ecke rausgeschnitten habe, dann zeichne ich die Form auf, die übrig ist, mit den Maßen dazu. So muss ich das nicht immer wieder auspacken, um festzustellen, daß es doch nicht reicht. Auch mit großen Stoffstücken für eventuelle Rückseiten mache ich es so!

Oft bleiben beim Zurechtschneiden des Quilts Streifen übrig, oder auch größere Stücke. Sie lassen sich für eine größere Arbeit problemlos zusammensetzen. Natürlich sollte man nur gleiche Vliesqualitäten zusammenstückeln!

Mit dem Rollschneider begradige ich die Kanten, lege sie Stoß an Stoß auf einen flachen Untergrund. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, die Stück zu verbinden:

- mit Hexenstich und großen Stichen
- mit der Nähmaschine und dem dreifach genähten Zickzack (also der ZZ, der drei Stiche macht, bevor er die Richtung wechselt), hier muss man aber sehr acht geben, daß sich die Teile nicht verziehen!
- mit Heißbügelband: das ist sehr dünn und fällt weder beim Handquilten noch beim Maschinenquilten auf.

Zusammengesetzte Streifenreste nehme ich eher für kleine Projekte wie Kissen, Topflappen, Taschen usw., für einen Quilt eher Stücke, die nur aus 2-3-4 Teilen bestehen.
Liebe Grüße,
Susanne (Listmom)
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